Mona Binner Food Photography
Foto: Kristina Geisel
Für mich war schon als Kind klar: ich will Fotografin werden! Zielstrebig verfolgte ich diesen Weg und unterstützte als freie Assistentin nach meiner Ausbildung zur Werbefotografin verschiedene Fotografen in Hannover, Hamburg und London. Dort entdeckte ich die Liebe zur Food-Fotografie und ausschließlich mit Tageslicht zu fotografieren. 
Seit 2007 darf ich als freie Fotografin für namhafte Kunden, Magazine und Verlage viele schöne und leckere Produktionen umsetzten.
Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, liebe und lebe ich mit meinem (nicht Ehe-) Mann, unserem Sohn und einer Katze in Hannover. Oder man findet mich unterwegs mit dem Wohnmobil irgendwo in Europa auf der Suche nach neuen Eindrücken, guten Zutaten und leckerem Essen.
"Beim Betrachter ein Bild im Kopf entstehen lassen"
Interview mit Mona Binner, Fotografin, Hannover
Mona, was macht für Dich ein gutes Bild aus?
Das kommt ein wenig auf das Motiv an. In der Personenfotografie beispielsweise muss der Fotograf das Unverwechselbare des Menschen entdecken und mit seinen Mitteln festhalten. In meinem Metier, der Food- Fotografie, möchte ich erreichen, dass etwas mit dem Betrachter passiert. Es ist ja nicht so, dass ich das Essen nur möglichst appetitlich abbilde, um Lust beim Betrachter zu erzeugen, die Rezepte nachzukochen oder das Produkt zu kaufen. Das natürlich in erster Linie, aber: Wenn das Bild wirklich gut ist, dann kann es Erinnerungen an bestimmte Situationen auslösen, eine Szene wieder ins Gedächtnis rufen, die mit einem Ort und einer besonderen Stimmung verbunden ist. Ein Urlaub im Süden, man spürt die Tageshitze noch, ein leichter Wind geht. Auf dem Tisch stehen goldenes Olivenöl, feuerrote Tomaten, leuchtend grünes Basilikum, roter Wein. Oder ein besonderes Gericht löst Erinnerungen an die Kindheit aus. Wenn ein Bild solche Emotionen erzeugt, ist es ein gutes Bild und dadurch werbewirksam.
Was braucht man, um solche Bilder zu schaffen, außer den handwerklichen Fähigkeiten?
Man muss eine bestimmte Sehkultur entwickeln, wissen, was ein Bild ausmacht, welche Arrangements eine Bildaussage unterstützen, welche Dinge von dieser Aussage, den abgebildeten Speisen ablenken. Bevor ich das erste Mal auf den Auslöser drücke, ist das Motiv beziehungsweise die gewünschte Stimmung des Bildes bereits in meinem Kopf entstanden. Dann muss das fertige Fotomotiv diesem Bild gleichen, in dem Punkt bin ich Perfektionistin. Auch die verwendeten Requisiten und Untergründe spielen dabei eine große Rolle. Alles muss sich am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Außerdem ist ein gelungenes Bild für mich immer das Ergebnis von Teamarbeit. Deshalb ist es wichtig, dass ich meine Vorstellungen von dem Bild meinen Teammitgliedern vermitteln kann und deren Ideen mit einfließen lasse.
Das klingt nach einigem Aufwand.
Das kommt nicht zuletzt auf die Größe der Produktion an. Meine Fotografien sind die Ergebnisse von Teamarbeit.  Dazu arbeite ich immer mit einer Foodstylistin/einem Foodstylisten an meiner Seite, der die Zutaten besorgt, für das Kochen und Anrichten der Speisen verantwortlich ist. Außerdem ist meine Assistentin immer an meiner Seite, sozusagen mein zweites Augenpaar. Bei sehr großen Produktionen, wie z.B. umfangreichen Kochbüchern, unterstützen mich zusätzlich Propstylisten, die sich um das restliche Setting kümmern. Sie wählen Bestecke, Blumen, Geschirr und Untergründe aus und besorgen die Requisiten. In allen anderen Fällen übernehme ich allerdings gerne diesen Part, schöpfe aus meinem sehr gut gefüllten Fundus oder ziehe selbst los und wähle die passenden Props aus.  Also ja, der Aufwand kann für Kochbücher oder großformatige Werbeaufnahmen ziemlich hoch sein.
Gibt es an Deiner Art von Fotografie etwas Besonderes, dass Du gerne hervorheben möchtest?
Eine Besonderheit ist das Licht, das ich verwende. Hier, in meinem Studio, fotografiere ich ausschließlich mit natürlichem Tageslicht und benutze keine Blitzanlage. Das bedeutet auch, dass ich bis zu einem gewissen Grad von der Tageszeit abhängig bin. Falls eine Produktion mal etwas länger dauert und das Licht nicht mehr ausreicht, greife ich auf Tageslichtlampen zurück, die aber auf den Bildern keinen Unterschied zum natürlichen Licht erkennen lassen. Natürlichkeit ist das Stichwort: Wir haben nur eine Sonne, drei künstliche Lichtquellen können also keine natürliche Anmutung ergeben. Fotos sind ja eigentlich eine Komposition aus Licht und Schatten, was Auswirkungen auf die Farben und vor allem die Textur der abgebildeten Gegenstände hat. Die Dinge treten bei meiner Art der Fotografie plastisch hervor, die Oberflächen werden gewissermaßen greifbar, die Konsistenz des Essens wird sichtbar. 
Wo nimmst Du Deine Anregungen her?
Aus unterschiedlichen Quellen. Ich lasse mich viel auf Reisen inspirieren und schlendere dort gerne über die Märkte. Die Farben und die Frische der Gemüse, Kräuter und Früchte lassen dann oft schon Ideen für zukünftige Produktionen entstehen. Auch ein besonderer Teller oder eine schön designte Vase können in meinem Kopf ein Bild drumherum entstehen lassen, das ich dann bei einem passenden Shooting umsetzte. Während der Produktion entstehen manche Motive auch wie ein Puzzle. Der Teller schreit nach einem Wasserglas, das Wasserglas steht ohne Karaffe so einsam da und die Pasta braucht unbedingt eine Gabel, damit Lebendigkeit entsteht.
Was hat Dich bewogen, Dich auf Food-Fotografie zu spezialisieren?
Ich habe in meiner Ausbildung das gesamte Spektrum der Werbefotografie durchlaufen und mir war sehr früh klar, dass mich schön arrangierte Speisen mehr faszinieren als andere Motive. Naheliegend wäre beispielsweise die Produktfotografie gewesen, die ja auch ein wenig verwandt mit der Food-Fotografie ist. Allerdings schränkt diese Art der Fotografie den Fotografen zu sehr ein, sie ist zu statisch, zu emotionslos.  Der Schlüsselmoment war in London während meiner freien Assistenzzeit bei Maja Smend und Steve Baxter, zwei sehr renommierten Food-Fotografen. Eines Tages wurde mir am Set klar: Genau das und nur das möchte ich machen und mich auch auf Food-Fotografie spezialisieren.
Im Jahr 2006 habe ich mich selbstständig gemacht und fotografiere seit 2009/10 ausschließlich für Verlage, Publikationen und Werbekunden, bei denen Lebensmittel im Fokus stehen.